‘Modell der vollständigen Handlung’ in der AEVO-Prüfung

Die drei plus drei Schritte

FlipChart mit Ablaufdiagramm zum Modell der vollständigen Handlung

Manchmal wird das ‘Modell der vollständigen Handlung’ auch als

  • ‘Modell der kompletten Handlung’ oder als
  • Prinzip der vollständigen Handlung’

bezeichnet.

Sie sollten dieses Prinzip (und die Zusammenhänge in Verbindung mit dem BBiG und den Ausbildungsordnungen) gut verstanden haben, damit Sie die richtigen Auswahlantworten im schriftlichen Teil Ihrer AEVO-Prüfung anklicken können.

Nach meiner Erfahrung ist das Modell der vollständigen Handlung in jeder schriftlichen Ausbilderprüfung enthalten. – Auch im Fachgepräch wird häufig danach gefragt.

Nicht richtig ist der Begriff ‘6-Stufen-Methode’. Die Verwechslungsgefahr ergibt sich deshalb, weil das Modell der vollständigen Handlung ebenfalls aus sechs Elementen besteht.

Schlüsselqualifikationen und Kompetenzarten

Beim Modell der vollständigen Handlung handelt es sich um ein relativ neues pädagogisches Prinzip zur Förderung von Schlüsselqualifikationen. – Es gibt mehr als 200 so genannte Schlüsselqualifikationen, siehe weiter unten.

Die Schlüssel-Qualifiktaionen können in drei Gruppen (Kompetenzarten) zusammengefasst werden:

  • Methodenkompetenz
  • Sozialkompetenz
  • Humankompetenz

Diese Kompetenzarten plus die Fachkompetenz ergeben zusammen die berufliche Handlungsfähigkeit.

Berufliche Handlungsfähigkeit

§ 1 (3) BBiG in der Version von 2005 lautet:

Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit … notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. …

Berufliche Handlungsfähigkeit bedeutet letztlich: Ein Azubi soll nach Abschluss seiner Ausbildung in der Lage sein, die typischen Arbeiten des betreffenden Berufs ausführen zu können. Er soll beruflich qualifiziert handeln können.

§ 1 (3) BBiG ist aber umfassender, als er oben zitiert wurde.

Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. …

Im privaten und im beruflichen Bereich ändert sich viel im Laufe der Zeit: Was vor fünf Jahren noch gültig war, kann inzwischen komplett veraltet sein.

Die rein berufs-fachliche Qualifikation, die ein Azubi während seiner Ausbildung erwirbt, reicht heute längst nicht mehr für die nächsten fünf oder gar die nächsten zwanzig Jahre aus! – Die berufliche Handlungsfähigkeit der Zukunft erfordert mehr!

Deshalb soll die moderne Berufsausbildung die Azubis befähigen, leichter als früher mit beruflichen Veränderungen zurechtzukommen. Es reicht also nicht mehr, nur die aktuellen beruflichen Anforderungen erfüllen zu können.

Während der Ausbildung sollen die Qualifikations-Grundlagen gelegt werden, damit die Azubis auch den zu erwartenden künftigen beruflichen Anforderungen gerecht werden können. Um das zu erreichen, müssen die Schlüsselqualifikationen gefördert werden.

Schlüsselqualifikationen haben mit den fachlichen Anforderungen der Ausbildungsberufe nicht unmittelbar etwas zu tun. Stattdessen sind sie der Schlüssel zum Erfolg in jedem Beruf.

Der folgende Screenshot stammt aus meinem AEVO-OnlineKurs:

Screenshot mit Auflistung von Schlüsselqualifikationen; Muster aus meinem AEVO-OnlineKurs
Ausschnitt aus der Auflistung von Schlüssel-Qualifikationen

Konkretisierung der beruflichen Handlungskompetenz durch die Ausbildungsordnungen

In den Ausbildungsordnungen wird die berufliche Handlungskompetenz präziser erläutert als im BBiG. Zum Beispiel lautet § 3 der Ausbildungsordnung ‘Kaufmann / Kauffrau für Dialogmarketing’:

Die in dieser Verordnung genannten Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sollen so vermittelt werden, dass die Auszubildenden zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit im Sinne des § 1 Abs. 3 des Berufsbildungsgesetzes befähigt werden, die insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt. …

Diese Fromulierung befindet sich in allen(?) etwa 330 Ausbildungsordnungen, ggf. jedoch mit anderen Paragrafen-Ziffern.

Die Aufzählung (selbstständiges Planen, Durchführen, Kontrollieren) ist also nicht abschließend gemeint, sondern diese drei Punkte sind es “insbesondere“.

Die folgende Abbildung zeigt zunächst nur die drei Begriffe ‘Planen’, ‘Durchführen’ und ‘Kontrollieren’. Das sind die drei Begriffe, die im BBiG und in den Ausbildungsordnungen aufgezählt sind.

verkleinerte Grafik zu der ersten drei Phasen des Modells der vollständigen Handlung

Beim Modell der vollständigen Handlung kommen noch drei weitere Punkte / Handlungsschritte hinzu.

Die sechs Handlungs-Schritte beim Modell der vollständigen Handlung

Die folgende Abbildung zeigt alle sechs Handlungs-Schritte. Der Kreislauf beginnt bei ‘Informieren’:

FlipChart mit allen sechs Phasen des Modells der kompletten Handlung

Die Begriffe auf den grünen Karten stammen aus dem BBiG und aus den Ausbildungsordnungen.

Das pädagogische Modell der vollständigen Handlung umfasst auch die Begriffe auf den orangefarbenen Karten: Informieren, Entscheiden und Bewerten. Das ist die Konkretisierung von “‘insbesondere” (siehe oben).

Die Forderung nach Selbstständigkeit gilt für alle sechs Abschnitte.

In den Phasen Entscheiden und Bewerten greift der Ausbilder ein, und zwar als Lernberater (Prozessbegleiter). – In den anderen vier Abschnitten arbeitet der Azubi allein.

Was ist mit den sechs Begriffen konkret gemeint?

Das lässt sich gut an einem Beispiel verdeutlichen:

Angenommen ein Azubi in einer Versicherungsagentur bekommt die Aufgabe, das Schaufenster des Betriebes zu dekorieren.

Der Azubi erfährt lediglich die Aufgabe, nicht jedoch, wie die Schaufenster-Dekoration später aussehen soll und auch nicht, wie er vorgehen soll. Und es wird unterstellt, dass dieser Azubi nicht bereits einige Wochen / Monate vorher dieselbe Aufgabe schon einmal bekommen hatte.

Übrigens: Genau eine solche Aufgabenstellung kann als Projektmethode bezeichnet werden!

Möglicherweise erst nach holprigem Projektablauf mit Umwegen und Fehlern werden der Lernberater und der Auszubildende gemeinsam in der abschließenden Bewertung feststellen:

  • ob die zu Beginn des Projekt vom Azubi beschafften Informationen ausreichend waren und von ihm richtig verstanden wurden
  • wie gut der Azubi seine Arbeitsschritte geplant und ob er auch alternative Lösungen durchdacht hatte
  • ob seine Entscheidung zwischen zwei oder mehr Durchführungs-Varianten richtig war
  • wie geschickt sich der Azubi bei der Durchführung angestellt hatte
  • ob der Azubi seine Arbeitsergebnisse umfassend genug kontrolliert hatte
Lernkarte 168 aus der AEVO-Lernkartei: Modell der vollständigen Handlung
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clevere Hilfe zur Vorbereitung auf den AEVO-Ausbilderschein:
mit zahlreichen Beispielen, Lernhilfen / Eselsbrücken

Wie verhält sich der ‘Ausbilder’ beim Modell der vollständigen Handlung?

Beim Modell der vollständigen Handlung verlässt der Ausbilder ‘alter Schule’ seine klassische Rolle:  Er wird zum Lernberater (zum Prozessbegleiter).

Sehen Sie hierzu eine Unterlage aus meinem AEVO-OnlineKurs:

Tabelle mit der Gegenüberstellung von 'Nur-Ausbilder' und 'Lernberater' ('Prozessbegleiter') - abgeleitet aus dem Modell der vollständigen Handlung

Können Sie nach dem Lesen der oben stehenden Erklärungen bereits die berufliche Handlungskompetenz in Verbindung mit den sechs Abschnitten aus dem Modell der vollständigen Handlung erklären und die vier noch leeren Felder der obigen Tabelle gedanklich füllen?

Modell der vollständigen Handlung – Wozu dient es?

Das Modell der vollständigen Handlung ist ein Denkmodell: Es soll den Ausbildern bewusst machen, nicht nur die aktuell erforderlichen berufs-fachlichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln. Hierfür würden die klassischen Unterrichtsmethoden reichen, also insbesondere das Lehrgespräch und die modifizierte 4-Stufen-Methode.

Stattdessen sollen die Ausbilder auch geeignete Unterrichtsmethoden einsetzen, um die Selbstständigkeit der Auszubildenden und generell ihre Schlüsselqualifikationen zu fördern. Die Ausbilder sollen also auch handlungsorientierte Methoden einsetzen.

Zu den Unterrichtsmethoden, die die Selbstständigkeit und die anderen wichtigen Schlüsselqualifikationen der Azubis fördern, gehören insbesondere

Gerade diese beiden Unterrichtsmethoden gelten deshalb als besonders handlungsorientiert.

Natürlich sind auch die normalen beruflichen Tätigkeiten, also die praktische Mitarbeit im ausbildenden Betrieb, ausgesprochen handlungsorientiert.

Die berufliche Handlungskompetenz ist Gegenstand der Azubi–Abschlussprüfungen

§ 38 BBiG (Prüfungsgegenstand) benennt, was in der Abschlussprüfung festgestellt werden soll, nämlich:

Durch die Abschlussprüfung ist festzustellen, ob der Prüfling die berufliche Handlungskompetenz erworben hat. In ihr soll der Prüfling nachweisen, dass er die erforderlichen beruflichen Fertigkeiten beherrscht, die notwendigen beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt und mit dem im Berufsschulunterricht zu vermittelnden, für die Berufsausbildung wesentlichen Lehrstoff vertraut ist. …

Gefällt Ihnen diese Eselsbrücke für Ihre AEVO-Prüfung?

In meinem AEVO-OnlineKurs und auch innerhalb meiner AEVO-Lernkartei gibt es unter anderem folgende Kreativ-Geschichte (Merkhilfe / ‘Eselsbrücke’) zum schnelleren Einprägen und leichteren Erinnern.

Ein Dankeschön auch an dieser Stelle an den betreffenden Ausbilder eines meiner Ausbilderkurse in Wuppertal; denn diese Merkhilfe stammt von ihm.Ggf. konstruieren Sie sich Ihre eigenen Eselsbrücken!

  • Ein Einfamilienhaus-Interessent informiert sich auf einer Fertighaus-Ausstellung über die grundsätzlichen Konzepte der verschiedenen Anbieter.
  • Er überlegt sich anschließend einige wenige Alternativen und deren Kostenvarianten; er plant.
  • Anschließend entscheidet er sich für eine Variante und den betreffenden Hersteller.
  • Der Fertighaus-Hersteller erstellt das gewünschte Haus in seiner Fertigungshalle und stellt es anschließend innerhalb von drei Tagen auf. (Durchführung)
  • Der Bauherr besichtigt das Haus und kontrolliert unter anderem, ob sich alle Fenster und Türen einwandfrei öffnen und schließen lassen.
  • Kurze Zeit später erscheint der Versicherungsvertreter und schlägt die passende Versicherungssumme (Bewertung) vor.
Lernkarte 168 meiner AEVO-Lernkartei: Merkhilfe zum Modell der vollständigen Handlung

weitere Lernkarten-Muster
clevere Hilfe zur Vorbereitung auf den AEVO-Ausbilderschein
:
mit zahlreichen Beispielen, Lernhilfen / Eselsbrücken

Wie gut wissen Sie bereits Bescheid?


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clevere Hilfe zur Vorbereitung auf den AdA-Ausbilderschein:
mit zahlreichen Beispielen, Lernhilfen / Eselsbrücken
Hinweis auf weitere Beiträge zur Ausbildereignungsprüfung
Hinweis auf weitere Beiträge zur Ausbildereignungsprüfung

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Einzel-Beiträge
zur Ausbilderprüfung

Eine von mehr als 600 Kunden-Rezensionen auf Amazon:

Meine Frau hat im letzten September neben dieser Lernkartei auch ein Seminar zur Vorbereitung auf die Ada-Prüfung bei Herrn Vogt besucht. Aus zeitlichen Gründen (IHK-Termine, Corona etc.) konnte sie erst jetzt an der Prüfung teilnehmen. Zwischen dem Seminar und der Prüfung liegt also fast ein ganzes Jahr.

Zur “Auffrischung” und vor allem zur Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung hat meine Frau ausschließlich mit der Lernkartei gelernt – und zwar nicht länger als etwa 1 Woche.

Die Kartei kann nach Themen sortiert oder “quer Beet” zum Lernen benutzt werden. Meine Frau hat es nach Themengebieten sortiert gemacht und das hat hervorragend funktioniert. In Ihrem Auftrag wird nun diese Beurteilung geschrieben:

Zum reinen Bestehen (zumindest der schriftlichen Prüfung) reicht diese Lernkartei absolut aus. Wer nicht völlig auf den Kopf gefallen und bereit ist, ein gewisses Zeitfenster zum Lernen (d.h. Lesen von Fragen/Antworten und Wiederholen, Wiederholen, Wiederholen)… einzurichten, wird mit der Lernkartei bestens auf die Prüfung vorbereitet.

Ich bin davon überzeugt, dass die Prüfung auch ohne zusätzliches Seminar erfolgreich abgelegt werden kann, wenn man ausschließlich mit den Lernkarten übt.

Wer zusätzlich (nach eigenem Bemessen) gut oder sehr gut abschneiden möchte, wird mehr Zeit investieren müssen – ohne Fleiß kein Preis!

Das Seminar von Herrn Vogt in Ergänzung mit dieser Lernkartei hat in meinem Fall zu einem für mich sehr guten (nach IHK-Notenschlüssel “guten”) Ergebnis geführt – ich bin völlig problemlos durch die Prüfung gekommen und daher mit diesem Produkt hier mehr als zufrieden. Absolut empfehlenswert!

Das für den Ausbilderschein erforderliche Wissen ist umfangreich und vielfach nicht logisch ableitbar.

Nutzen Sie deshalb für Ihre Prüfungsvorbereitung meine bewährten Services – gut strukturiert und mit zahlreichen Beispielen, Grafiken, Merksätzen, Eselsbrücken und Tipps für die Prüfung:

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