Leittext in der AEVO-Prüfung: ungewöhnliche Ausbildungsmethode

Leittext-Methode in der AEVO-Prüfung

Leittexte sind eine relativ neue, und zwar besonders handlungsorierntierte Ausbildungsmethode.

Das Thema ‚Leittext-Methode‘ ist seit Jahren Teil der Ausbildereignungsprüfungen.

Weshalb werden Leittexte eingesetzt?

Mitte der 80-er Jahre haben Pädagogen die so genannte Leittextmethode entwickelt. Leittexte sind ganz anders als übliche Unterrichtsmethoden hinsichtlich der ihrer Durchführung.

Mit Hilfe von Leittexten können Sie speziell die Methodenkompetenz Ihrer Azubis fördern. Zur Methodenkompetenz gehört unter anderem, sich Lerninhalte selber erarbeiten zu können.

Hinweis: Die Methodenkompetenz ist ein Teilbereich der Handlungskompetenz.

  • Üblicherweise ‚liefert‘ der Ausbilder den Azubis die fachlichen Inhalte durch eine kurze Erklärung, oder er erarbeitet diese Inhalte mit den Azubis gemeinsam per Lehrgespräch.
  • Wenn der Ausbilder einen Leittext einsetzt, werden Azubis stärker aktiviert: Die Azubis erarbeiten sich Lerninhalte nämlich selber mit Hilfe des Leittextes.

Sofern die Fragen eines Leittextes alle wesentlichen Inhalte eines fachlichen Bereiches abdecken, können sich die Azubis das betreffende Fachwissen komplett selber aneignen und anschließend im Berufsalltag eigenständig praktisch verwenden.

  • Die Leittextmethode ist eine der besonders handlungsorientierten Methoden in der Berufsausbildung
  • Die Unterrichtsmethode ‘Leittext’ wird in der Ausbildung ergänzend genutzt; sie ist also keine der Haupt-Unterrichtsmethoden, wie insbesondere das Lehrgespräch und die 4-Stufen-Methode.
  • Leittexte können von einem einzelnen Azubi bearbeitet werden oder von einer Gruppe von Azubis gemeinsam.

Selbstverständlich können auch Berufschullehrer Leittexte einsetzen.

Wie können Sie herkömmliche Test-Fragen in Leittexte umwandeln?

Zum Abschluss einer Serie von Lehrgesprächen sollte ein Ausbilder eine Lern-Erfolgskontrolle durchführen. Ein solcher ‘Abschlusstest’ kann aus mehreren offenen Fragen bestehen. Die Azubis sollen dann die Fragen jeweils mit eigenen Formulierungen und aus der Erinnerung beantworten.

Anstatt zunächst einen entsprechenden Unterricht per Lehrgespräch durchzuführen und dann mit einer schriftlichen Lernerfolgskontrolle abzuschließen, können Sie die Fragen eines solchen Abschlusstests als sogenannte Leitfragen zur Stoff-Erarbeitung verwenden.

Die Azubis werden die Leitfragen natürlich nicht aus der Erinnerung lösen können, weil ihnen die Inhalte noch fremd sind.

Deshalb stellen Sie Ihren Azubis entsprechendes Informationsmaterial zur Verfügung oder Sie sagen ihnen, wo sie solches Material finden. Das kann zum Beispiel eine passende Arbeitsanweisung oder ein informativer Verkaufsprospekt sein.

Die Azubis werden noch mehr gefordert, wenn sie die benötigten Informationen selber ermitteln und finden müssen, zum Beispiel im Internet / Intranet oder auch zum Beispiel bei einem Mitbewerber.

Sofern sich die Azubis die erforderlichen Informationen eigenständig beschaffen, fördern Sie die Informationsbeschaffungs-Kompetenz Ihrer Azubis (erster Abschnitt beim Modell der vollständigen Handlung).

Leittext-Inhalte gehören typischerweise zum kognitiven Lernbereich. Aber auch affektive Lernziele (affektiver Lernbereich) lassen sich durch diese Methode abdecken.

Welche Rolle übernehmen Sie, als Ausbilder, wenn Sie Leittexte einsetzen?

Im Lehrgespräch oder bei einem Untetricht in Form der 4-Stufen-Methode haben Sie, als Ausbilder, gegenüber dem Azubi die aktivere Rollen.

Bei der Selbsterarbeitung eines Lerninhaltes durch den Azubi übernimmt er die aktivere Rolle und Sie beschränken sich auf die Rolle des Lernberaters / des Lernprozess-Begleiters.

Als Lernprozess-Begleiter / Lernberater …

  • nennen Sie eine konkrete Aufgabenstellung aus dem Berufsalltag, die der Azubi künftig ausführen können soll (Lernziel),
  • erstellen Sie den Leittext,
  • beobachten Sie den Azubi hin und wieder bei der Bearbeitung des Leittextes und
  • besprechen mit dem Azubi die Qualität der von ihm gefundenen Antworten auf die Leitfragen.

Als Lernberater / Lernprozess-Begleiter sind Sie dem Azubi also nur dabei behilflich, sich den Lerninhalt eigenständig / selbstständig anzueignen.

Soweit der Azubi noch nicht alle Antworten erarbeiten konnte oder seine Antworten noch nicht korrekt sind, geben Sie ihm lediglich Hilfestellungen. Mit dieser Hilfe soll Ihr Azubi die korrekten Antworten doch noch selber finden.

Aus welchen Teilen besteht die Leittext-Methode?

Die Leittext-Methode wird wesentlich durch die Materialien bestimmt. Insofern sind Leittexte eine spezielle Kombination aus Unterrichtsmethode und aus Unterrichtsmedium.

Es gibt verschiedene Arten von Leittexten. Die Unterschiede ergeben sich vor allem durch die Materialien, die Sie den Azubis zur Verfügung stellen.

Leittexte bestehen aus

  • mindestens aus einer Sammlung geeigneter Fragen,
  • gegebenenfalls auch aus dem zur Verfügung gestellten Informationsmaterial und
  • einer Arbeitsanleitung. Die Arbeitsanleitung liefert den Azubis Hintergrund-Infos, Vorschläge zum Lernprozess und zur Anwendung des Gelernten.

Als Lernberater / Lernprozess-Begleiter sollten Sie den Azubis möglichst sofort nach der Selbsterarbeitungsphase entsprechende praktische Arbeiten zuteilen. Die Azubis sollen diese praktischen Arbeiten nun selbstständig erledigen können.

Anleitungs-Beispiel aus meinem AdA-OnlineKurs

Beispiel für eine Arbeitsanleitung bei der Leittext-Methode:

Liebe Auszubildende,

bitte stellen Sie sich vor, Sie wären demnächst in der Personalabteilung eingesetzt. Zu Ihren Aufgaben wird es dann gehören, Bewerbern um einen Ausbildungsplatz Auskünfte über den abzuschließenden Berufsausbildungsvertrag zu geben.

Die unten angegebenen Materialien ermöglichen es Ihnen, sich hierzu fundierte Kenntnisse selbstständig anzueignen. Das fördert Ihre Fach- und Ihre Methodenkompetenz.

Holen Sie sich gern auch Informationen von Fachleuten Ihrer Wahl ein. (Das fördert Ihre Sozial-Kompetenz.) Mit dieser Aufgabenstellung üben Sie sich auch im verständigen Lesen gesetzlicher Bestimmungen (Das gehört ebenso zur Methodenkompetenz.) und in der konsequenten, zuverlässigen Erledigung eines Arbeitsauftrages (Persönlichkeitskompetenz).

Bitte bearbeiten Sie die Leitfragen bis zum …………… . Danach werden wir Ihre Antworten gemeinsam auf Vollständigkeit und Richtigkeit prüfen. In meiner Eigenschaft als Lernberaterin werde ich Ihnen helfen, ggf. erforderlichen Korrekturbedarf selbst zu bestimmen.

Abschließend werden Sie Ihre neu erworbenen Kenntnisse in einer Rollenübung als Personal-Referentin im Gespräch mit einer Bewerberin einsetzen. – Möglicherweise bekommen Sie auch Gelegenheit, an echten Gesprächen mit Bewerbern um einen Ausbildungsplatz teilzunehmen.

Mit der Bearbeitung dieses Leittextes durch Sie und unserer anschließenden Besprechung sowie der Rollenübung sind die entsprechenden Lerninhalte abschließend vermittelt. – Sie werden übrigens nun auch Ihren eigenen Ausbildungsvertrag noch besser verstehen.

Noch ein Tipp: Sie können die Leitfragen und Ihre Antworten ganz einfach in Lernkarten umwandeln: die Frage auf der Vorderseite; die abgeknickte Rückseite zeigt die Antwort. Die sich damit ergebende Lernkartei ermöglicht es Ihnen, die Inhalte selbständig und in besonders rationeller Weise zu wiederholen. – Kluges Wiederholungs-Lernen ist ein Teil der Lernkompetenz.

Zur Bearbeitung benötigen Sie

  • das Berufsbildungsgesetz (BBiG)
  • ein Ausbildungsvertragsmuster (noch besser: Ihr eigener Ausbildungsvertrag)
  • die beiliegenden Leitfragen

Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen!

Ihre Lernberaterin Julia Wagner

Beispiel 1: So können Leit-Fragen aussehen

Sie können Ihrem Azubi zum Beispiel zwanzig oder dreißig Leit-Fragen vorgeben. – Die folgenden vier Leit-Fragen stammen aus meiner AEVO-Lernkartei.

Die Musterlösung ist nur für den Ausbilder bestimmt:

Beispiel 2: Lückentext verwenden

Anstelle Leit-Fragen zu formulieren, können Sie Lückentexte erstellen – ggf. per Copy & Past aus digitalen Vorlagen.

Die folgende Übung das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) – aus meinem AEVO-OnlineKurs:

Hinweis

Fragen zum Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) kommen typischerweise nur im schriftlichen Teil der Ausbildereignungsprüfung vor.

Nur in Ausnahmefällen dürfen Prüfer auch Fragen zum JArbSchG innerhalb des Fachgespräches stellen!

Wie hängen die Leittextmethode und das Modell der vollständigen Handlung zusammen?

Auch mit Hilfe der Leittextmethode kann der Azubi das Modell der vollständigen Handlung erleben.

  • Die Erarbeitung des fachlichen Inhalts mit Hilfe eines Leittextes kann die erste Phase des Modells der vollständigen Handlung betreffen: Informationen beschaffen.
  • Da die Leittextmethode auch eine konkrete Aufgabenstellung aus der Praxis enthalten soll, kann die Leittextmethode auch die Phasen 2 bis 6 des Modells der vollständigen Handlung abdecken.

Hinweis

Im schriftlichen Teil Ihrer Ausbildereignungsprüfung werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch Fragen zu Unterrichtsmethoden enthalten sein. – Im schriftlichen Prüfungsteil lautet zum Beispiel eine der richtigen Auswahl-Antworten: Leittext-gestützte Betriebserkundung.

Auch bei Ihrem Fachgespräch im praktischen Teil Ihrer Ausbildereignungsprüfung kann es Fragen zur Leittextmethode geben!

Wie gut wissen Sie bereits für Ihre Ausbildereignungsprüfung Bescheid?


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Einzel-Beiträge
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