Lernziele – Das sollten Sie für Ihre AEVO-Prüfung wissen

Was sind Lernziele?

Die Lernziel-Idee stammt von Robert F. Mager (1923 – 2020).

Mager war ein US-amerikanischer Pädagogik-Professor. Von ihm stammt der plakative Hinweis an die Pädagogik-Studenten: “Wer nicht genau weiß, wohin er will, muss sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt!”

Mager wollte die angehenden Pädagogen mit diesem Satz motivieren, vorab genau festzulegen, was die Lernenden zum Ende eines Lernprozesses erkennbar und nachprüfbar können sollen (‘Endverhalten’). Deshalb sollten sie Lernziele formulieren!

Lernziele beschreiben – mehr oder weniger konkret – was ein Lernender / Azubi zum Ende des Lernprozesses können will bzw. aus der Sicht des Lehrenden / Ausbilders können soll.

Beispiel eines so genannten Feinlernziels:

  • “Der Azubi soll nach Durchführung des Unterrichtes beschreiben können, was ein Ablaufdiagramm ist und inwiefern es nützlich ist.”

Typischerweise wird das Lernziel verkürzt formuliert:

  • beschreiben (können), was ein Ablaufdiagramm ist und inwiefern es nützlich ist-“

Wenn Sie für Ihre Ausbildereignungsprüfung Lernziele formulieren, verwenden Sie also ein Verb, das ein beobachtbares Verhalten des Azubis beschreibt. – Die Aufzählung von Substantiven reicht für die eindeutige Festlegung von Lehr- bzw. Lerninhalten nicht aus. Ein solches ungeeignetes Stichwort wäre in diesem Fall: ‘Ablaufdiagramm’.

Wenn es Lernziele gibt, sollte es auch hierzu passende Erfolgskontrollen geben. Eine zum obigen Lernziel passende Lernerfolgskontrolle lautet: “Bitte beschreiben Sie, was ein Ablaufdiagramm ist und inwiefern es nützlich ist!”

Vorteile von Lernzielen

  • Sofern Sie, als Ausbilder, zu Beginn Ihrer Unterrichtsplanung das Lernziel präzise festlegen, erhöhen Sie damit die Chance, Ihren Unterricht zielorientiert auszurichten, anstatt zu anderen Inhalten abzuschweifen.
  • Sofern Sie zu Beginn Ihres Unterrichts das Lernziel bzw. die Lernziele nennen, ist das für die Azubis motivierend: Die Azubis stimmen sich damit darauf ein, was sie gleich lernen werden. Das gilt übrigens auch für die Ausschreibung von Seminarinhalten: Interessierte können dadurch besser beurteilen, ob das angebotene Seminar mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt.
  • Feinziele erleichtern es Ihnen, die Inhalte und die Formulierung der Erfolgskontrollen festzulegen und damit den Erfolg einer Lerneinheit zu bewerten.

Und alle drei Punkte sollten Sie auch in Ihrer AdA-Prüfung umsetzen!

Einteilung nach Konkretisierungsgraden

Für die Einteilung von Lernzielen nach dem Konkretisierungsgrad wurden drei Stufen gewählt, und zwar in der Reihenfolge zunehmender Präzisierung:

  • Richtlernziel
  • Groblernziel
  • Feinlernziel

Die Einteilung von Lernzielen in diese drei Arten ist willkürlich: Man könnte sie durchaus in nur zwei oder in vier oder mehr Präzisionsgrade beziehungsweise Konkretisierungsgrade unterteilen.

Die Grafik verdeutlicht, dass es bei den Konkretisierungsgraden jeweils Bandbreiten gibt. Also auch ein Feinlernziel kann nur ‘ziemlich präzise’ oder ‘super präzise’ formuliert sein.

Jeweils zwei Begriffs-Varianten haben sich etabliert; sie werden auch in der AdA-Prüfung verwendet:

  • Richtlernziele bzw. Richtziele
  • Groblernziele bzw. Grobziele
  • Feinlernziele bzw. Feinziele bzw. oder Teilziele

Was sind Richtlernziele / Richtziele?

Richtlernziele beschreiben das Endverhalten nach einem Lehr- / Lernprozess sehr ungenau, nämlich lediglich in Schlagworten. Es werden nur Substantive verwendet.

Die verbindlichen Richtlernziele für die Berufsausbildung finden Sie im jeweiligen Ausbildungsberufsbild.

Das Ausbildungsberufsbild zum Beispiel des Ausbildungsberufes ‘Gestalter / Gestalterin für immersive Medien’ enthält unter anderem folgende Richtziele:

1. Gestalten von immersiven Medien mit Autorenwerkzeugen und in Entwicklungsumgebungen

2.  iteratives Entwickeln von Prototypen

3.  Erfassen, Modellieren und Aufbereiten von 3D-Daten

Was sind Groblernziele / Grobziele?

Groblernziele haben einen mittleren Konkretierungsgrad.

Die verbindlichen Grobziele finden Sie jeweils im Ausbildungsrahmenplan der Ausbildungsordnungen. – Der Ausbildungsrahmenplan ist übrigens die Kurzbezeichnung für “Anleitung zur sachlichen und zur zeitlichen Gliederung der Berufsausbildung”. – Im Ausbildungsrahmenplan werden die Groblernziele unter “zu vermittelnde Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten” aufgezählt.

Der Ausbildungsrahmenplan zum Beispiel der für den Ausbildungsberuf ‘Gestalter / Gestalterin für immersive Medien’ enthält zum Richtlernziel ‘Gestalten von immersiven Medien mit Autorenwerkzeugen und in Entwicklungsumgebungen’ (Spalte 2) unter anderem folgende Groblernziele (Spalte 3):

a)  Entwicklungsumgebungen  entsprechend  den technischen  und  gestalterischen  Vorgaben  festlegen  und einrichten

b)  Daten, insbesondere Bild-, Ton-, Animations- und 3D-Modell-Daten,  mit  Autorenwerkzeugen  und  in Entwicklungsumgebungen  nach  konzeptionellen Vorgaben zusammenführen

c)  virtuelle Umgebung entsprechend dem ausgewählten immersiven  Medium  nach  konzeptionellen  Vorgaben gestalten

Auszug aus einem Ausbildungsrahmenplan

Die Groblernziele innerhalb des Ausbildungsrahmenplans sind jeweils mit einem Verb formuliert, das auf ein beobachtbares Endverhalten abzielt. Aber es handelt sich noch immer um eine eben ‘grobe’ Beschreibung.

Was sind Feinlernziele / Feinziele?

Feinlernziele sollen das Verhalten des Lernenden / des Azubis am Ende eines Lernprozessen möglichst konkret beschreiben (‘Endverhalten’).

Der verwendete Verb sollte auf Beobachtbarkeit abzielen. – Man spricht von operationalisierten Feinlernzielen (nach Ioana Velica), sofern …

  • beobachtbare und damit messbare Verhaltensweisen des Lernenden beschrieben sind, die er nach Abschluss des Lernprozesses beherrschen soll. Hierfür müssen geeignete Verben verwendet werden, zum Beispiel “nennen”, “erläutern” und “darstellen”. – Nicht geeignet sind zum Beispiel “wissen” und “kennen”.
  • Bedingungen genannt sind, unter denen das Verhalten des Lernenden gezeigt werden soll. – Beispiele: “innerhalb von zehn Minuten” oder “unter Zuhilfenahme des Gesetzestextes”.
  • … ein Bewertungsmaßstab angegeben worden ist, nach denen entschieden werden kann, ob der Azubi das Unterrichtsziel erreicht hat und inwieweit. Ein Bewertungsmaßstab kann zum Beispiel sein: “acht der zehn Kriterien präzise nennen”.

    In letzter Zeit verlangen mehrere IHK-Prüfungsausschüsse im praktischen Teil der AdA-Prüfung, dass das Lernziel beim Lehrgespräch bzeziehungsweise bei der 4-Stufen-Methode auch einen Bewertungsmaßstab enthält.

Wo finden Sie die Feinlernziele?

Jede Ausbildungsordnung enthält folgenden Hinweis:

“Die Ausbildenden (Das sind die ausbildenden Unternehmen.) haben spätestens zu Beginn der Ausbildung auf der Grundlage des Ausbildungsrahmenplans für jeden Auszubildenden und für jede Auszubildende einen Ausbildungsplan zu erstellen.”

Diese Aufgaben delegieren die Ausbildenden meist an ihre Ausbilder.

Also Sie, als AusbilderIn, sollen die Feinziele aus den Groblernzielen ableiten!

Lernziele nach Inhalten / Lernbereichen unterscheiden

Lerninhalte und damit auch Lernziele können inhaltlich drei verschiedenen ‘Lernbereichen‘ zugeordnet werden:

kognitiver Lernbereich / kognitive Lernziele: Wissen, Kenntnisse (HIRN), Beispiele:

  • mindestens drei Vorteile von XY aufzählen und erläutern
  • die drei Varianten der XY nennen und erklären

affektiver Lernbereich / affektive Lernziele: innere Einstellung, Überzeugungen, Normen, Wertehaltungen (HERZ), Beispiele

  • auf Kundenbeschwerden verständnisvoll reagieren
  • Hinweise auf Fehlverhalten anhören wollen

psychomotorischer Lernbereich / psychomotorische Lernziele: Bewegungsabläufe, handwerkliche Tätigkeiten (HAND), Beispiele:

  • die Zifferntastatur blind bedienen
  • den Sonnengruß (Yoga-Übung) korrekt durchführen

Häufig betrifft ein Feinlernziel nicht nur einen einzigen Lernbereich, sondern zwei oder sogar alle drei Lernbereiche.

Die Unterscheidung nach Lernbereichen hat den Vorteil, dass Sie damit die passenden Unterrichtsmethoden bestimmen können:

Faustformel:

  • überwiegend kognitive Lernziele: Lehrgespräch
  • überwiegend affektive Lernziele: Lehrgespräch (auch Gruppenarbeit, Rollenspiel, Projektmethode)
  • überwiegend psychomotorische Lernziele: 4-Stufen-Methode

Beispiel:

Für das überwiegend psychomotorisches Feinlernziel “mit einem Dressierbeutel vorgefertigte Blätterteigtartelettes mit Forellenmousse füllen und das Canapé garnieren” ist die 4-Stufen-Methode angemessen.

Lernziele – Einteilung nach Schwierigkeitsgrad (Lernziel-Taxonomie)

Es ist zum Beispiel viel einfacher, die Sozialversicherungsarten nur aufzählen zu können als sie zum Beispiel auch beschreiben zu können.

Oder es ist zum Beispiel viel einfacher, zu erklären, was man unter einem kundenorientierten Verhalten versteht, als sich auch kundenorientiert zu verhalten.

Man versucht, unterschiedliche Schwierigkeitsstufen mit Hilfe einer Taxonomie zu bestimmen. Es gibt allerdings unterschiedliche Lernziel-Taxonomien, zum Beispiel eine mit vier, eine mit fünf, eine mit sechs und eine sogar mit neun Schwierigkeitsgraden.

Die Stufen der 5-stufigen Taxonomie werden wie folgt benannt und beschrieben:

  • Wissen – Kenntnisse erwerben und nachweisen
  • Anwendung – Regeln, Methoden, Gesetze anwenden, Unbekanntes nach Bekanntem bearbeiten
  • Interpretation – Wissen auf Lösung aus-richten, Auffassungen gewichten
  • Analyse – Stoffgebiete aufgliedern, Grundsätze herausfinden
  • Synthese – Neue Strukturen durch eigenes Denken aufbauen

Merkhilfe: Die Anfangsbuchstaben bilden das Kunstwort ‘WAIAS‘.

In der Praxis ist es unwichtig, bestimmen zu können, zu welchem theoretischen Schwierigkeitsgrad ein Lernziel gehört. Viel wichtiger ist es, dass Sie, als Ausbilder, sich an die vorgegebenen Ziele halten: Bei der Formulierung “erklären können” sind der Unterrichtsaufwand und der Lernaufwand höher als bei “aufzählen können”.

Wenn Ihnen, als Ausbilder, zum Beispiel das Unterrichtsziel vorgegeben wird: “Der Azubi soll sich auch im Reklamationsfall kundenorientiert verhalten.”, dann reicht es nicht, wenn Ihr Azubi zwar erklären kann, was man unter Kundenorientierung im Reklamationsfall versteht, sondern er soll sich nach Ende des Lernprozesses im Reklamationsfall kundenorientierter verhalten als zuvor.

Falls Sie im Fachgespräch Ihrer AEVO-Prüfung zur Lernzieltaxonomie befragt werden sollten, antworten Sie bitte nicht, dass es hierbei darum geht, zunächst leichtere und erst später schwierigere Inhalte zu vermitteln. Diese Aussage ist zwar in sich richtig (Es handelt sich um ein ‘pädagogisches Prinzip’.), hat aber nichts mit der Lernzieltaxonomie zu tun!

Kernaussage für die AdA-Prüfung: Lernziel-Taxonomie ist die Stufung / Rangordnung / Hierarchie der Lernziele nach Schwierigkeitsgraden.

Merkhilfe: Die Taxe fährt einen Berg hoch; die Schwierigkeiten nehmen zu.

Lernziele und Erfolgskontrollen

Wenn es Lern-Ziele gibt, muss es auch Lernziel-Kontrollen geben, um zu prüfen, ob und ggf. inwieweit die Ziele erreicht worden sind.

Lernziele und Lernziel-Erfolgskontrollen müssen inhaltlich übereinstimmen:

  • “soll …. nennen (können)”
  • -“Bitte nennen Sie ….”

Zur Lernzielkontrolle im kognitiven Bereich kann man zum Beispiel offene Fragen oder Fragen nach dem Multple-Choice-Verfahren (Ankreuz-Verfahren) beantworten lassen.

Ob affektive Lernziele erreicht worden sind, lässt sich durch herkömmliche Erfolgskontrollen kaum überprüfen, eher durch Beobachtung in der Echtsituation.

Wie gut wissen Sie bereits für Ihre AdA-Prüfung Bescheid?

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Eine von mehr als 600 Kunden-Rezensionen auf Amazon:

Screenshot mit den ersten Zeilen der Rezension auf Amazon

kompletter Text dieser Rezension auf Amazon:

Ich habe mir die Lernkarteien geholt, weil ich immer schon mit Karteikarten gearbeitet habe und ich damit am Besten lernen kann.

Nun ist der praktische Prüfungsteil in zwei Wochen und ich habe (durch meinen Vollzeitjob) keine Zeit mehr, mir selber Karteikarten anzulegen. Als ich dann diese obigen bestellt habe, war ich skeptisch. Ich bin recht eigensinnig, was meine Karteikarten angeht. Arbeite mit Farbe und Symbolen, weil das Gehirn das besser aufnimmt.

Diese Karteikarten beinhalten nichts von alldem. Sie sind schlicht gehalten: Rundherum ein grüner Rahmen, präzise Frage und präzise Antwort auf der Rückseite. Zusatzwissen wurde grau geschrieben und sogar Paragraphen angegeben! Es ist noch so viel Platz auf den Karten, dass ich selber unterstreichen, markieren und Symbole hinzufügen kann!

Es ist alles sehr ausführlich und es sind wirklich eine menge Karten, ABER dadurch wird jede erdenkliche Frage auch wirklich einmal gestellt. In kleinen Minischritten. Bombe!

Schade, dass ich erst so spät auf die Karteikarten zurückgegriffen habe.

Und ich bin gespannt, was passiert, wenn ich durchfalle 😉 Das will ich nicht hoffen, wäre auch schlecht für meine Azubine, aber ob ich dann wirklich mein Geld zurückbekomme, wäre noch interessant zu erfahren. Ich glaube jedoch nicht, dass man mit den sehr gut ausgearbeiteten Karten durchfallen kann!

In dem Sinne: kauft sie euch früher als ich! So ist der Druck geringer…

Außerdem: direkt am nächsten Tag waren sie da! Ich meine, ich habe sogar Sonntags bestellt und einige Stunden später die E-Mail erhalten, dass die Sendung rausging! Wow! Das war sehr genial!

Das für die AEVO-Prüfung erforderliche Wissen ist umfangreich und vielfach nicht logisch ableitbar.

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